Holz

Entwicklung

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte das Holz seine einst führende Rolle in der Energieversorgung schon längst an die Kohle abgegeben, lag aber immer noch klar an zweiter Stelle und wurde erst um die Mitte der 20er Jahre durch die Wasserkraft überholt. Nachdem es während des Zweiten Weltkriegs nochmals einen grösseren Anteil des Energiebedarfs abdeckte, nahmen der absolute Wert und insbesondere die relative Bedeutung stark ab.

Das Holz gelangt fast ausschliesslich als Primärenergie für die Wärmeerzeugung zum Einsatz. Die Holzkohle ist der einzige über die ganze Zeit eingesetzte auf ihm basierende Sekundärenergieträger. Ihre Bedeutung war aber immer sehr klein; deshalb wird sie hier dem Holz gleichgesetzt. Bei extremen Mangellagen wurden Holz und Holzkohle zur Gasproduktion eingesetzt. Erst in jüngster Zeit (ab Juni 1996) wird auch in der Schweiz als Sekundärenergieträger Strom aus Holz erzeugt. 1999 waren drei Anlagen in Betrieb (Dampfturbine, Spillingmototr und ORC-Prozess). Quantitativ ist die Stromproduktion im Vergleich zur Wärmeerzeugung aber nach wie vor marginal.

Um 1910 deckte das Holz rund 15% des Energiebedarfes der Schweiz. Nach einem Tiefpunkt der genutzten Menge in den ersten Jahren des Krieges (der allerdings auch durch statistische Probleme verursacht sein könnte) stieg der Anteil mit der Kohleverknappung um das Ende des Ersten Weltkriegs zeitweise auf über 20%. Die Nutzung erreichte in der ersten Hälfte der 30er Jahre ein Maximum und sank darauf langsam bis 1939. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde rund die Hälfte des in den Wäldern geschlagenen Holzes als Brennholz genutzt.

In den Jahren 1940-1945 wurde die Brennholzproduktion weit über die natürliche Nachwuchsmenge gesteigert, im Jahr 1941/42 war beispielsweise eine Nutzung von 200% des Holzzuwachses gestattet. Durch verschiedene Faktoren, vor allem den Mangel an Arbeitskräften und Transportprobleme, blieb sie aber letztlich auf etwa das Anderthalbfache der vorangegangenen Jahre beschränkt, was etwas weniger als 30% des sehr stark reduzierten Gesamtenergieverbrauches bedeutete. Um 1950 hatte sich der Verbrauch an Brennholz wieder auf das Niveau vor dem Zweiten Weltkrieg gesenkt, er nahm dann aber weiterhin kontinuierlich ab. Um 1970 betrug der Anteil am Gesamtenergieverbrauch lediglich noch rund 1%, und nur noch 20% des im Wald geschlagenen Holzes war direkt für die Energiegewinnung bestimmt. Erst mit der Erdölverteuerung in den 70er Jahren erwachte das Interesse an der Nutzung von Holzenergie wieder, 1985 deckte sie 1,6% des schweizerischen Endenergieverbrauchs.

Im letzten Jahrzent des zweiten Milleniums setzte gar eine gewisse Renaissance der Holzenergie ein. Der Anteil am Gesamtenergieverbrauch stieg bis 1999 kontinuierlich auf 2,5%. Das entspricht einem Energieholzverbrauch von etwa 2,5 Millionen Kubikmetern. Wurden 1990 noch zwei Drittel der Energieholzmenge in Stückholzfeuerungen genutzt, hat sich das Verhältnis zwischen Stückholz- und Schnitzelfeuerungen heute praktisch ausgeglichen.

 

Statistische Methodik

Bisher stand für die Bestimmung der zu einem energetischen Einsatz gelangenden Holzmenge nebst den Zollstatistiken mit ihrer Tarifgruppe Brennholz die Forststatistik zur Verfügung. Bei beiden steht aber nicht die Nutzung des Holzes als Energieträger im Vordergrund. Die Forststatistik gibt Auskunft über die Holzabgabe von öffentlichen und privaten Forstbetrieben, wobei die Angaben der letzteren, die rund 1/3 des Waldes umfassen, vor allem in früheren Jahren auf Schätzungen beruhen. Bis 1939 unterschied man nur zwischen Brenn- und Nutzholz, wobei das Brennholz auch die direkt für die Papierherstellung gelieferten Mengen umfasste. Ab 1940 wird der Verbrauch der Industrie in der Statistik separat ausgewiesen.

Das wesentlichste Problem bei der Bestimmung der Holzenergie ist aber die Schätzung von zwei Holzmengen, die in den Import- und Forststatistiken nicht enthalten sind. Die erste wird zwar als Nutzholz geschlagen, fällt dann aber auf irgend einer Stufe der Verarbeitung als Abfall an und wird energetisch genutzt (z.B. Schwarten und Spreissel in den Sägereien, Abschnitte, Späne und Stäube in den Weiterverarbeitungsbetrieben). Die zweite besteht aus dem Holz, das nicht kommerziell als Brennholz in den Handel gelangt, sondern von privaten Waldbesitzern direkt genutzt wird (nur vor 1975), oder beim Fällen von Feldbäumen und durch Sammeln von Fallholz entsteht ("Holzanfall ausser Wald").

Die Grösse dieser beiden Quellen von energetisch verwendetem Holz hängt viel stärker als bei der formell als Brennholz genutzten Menge von der Wirtschafts- und Versorgungslage sowie von alternativen Verwendungsmöglichkeiten (z. B. durch das Aufkommen der Spanplattenindustrie) ab. Erst in jüngster Zeit wurden darüber vertiefte Untersuchungen angestellt (im BFE-Bericht 805.520.d werden Konzept und Datenreihe ab 1990 beschrieben), vorher existierten lediglich grobe und deshalb auch recht unterschiedliche Schätzungen. Während Mangellagen spielte der Holzanfall ausser Wald zweifellos eine wichtige Rolle, doch fehlen konkrete Angaben. Die Abfälle bei der Holzverarbeitung wurden im Bericht des SNK-WEK (P. Schläpfer, H. Derendinger, E. Steiner: Die energiewirtschaftliche Bedeutung von Brennstoffimport und Brennstoffproduktion in der Schweiz. In: Wasser- und Energiewirtschaft, 1953) auf 25% der Nutzholzmenge (importiert und einheimisch) geschätzt, der Holzanfall ausser Wald wurde nicht berücksichtigt. Bei Lienhard und Allemann (H. Lienhard, R. Allemann: Die Entwicklung der schweizerischen Energiewirtschaft seit 1910. Teil I: Die Rohenergieaufkommen . In: Elektrizitätsverwertung, 1967) wurden die beiden zusammen als 50% des Nutzholzes angenommen. In den Veröffentlichungen des damaligen Amtes für Energiewirtschaft im Jahr 1967 sind erstmals Schätzungen über die beiden Holzmengen ab 1950 enthalten, sie schwanken dort um 30% des Nutzholzes. Diese Schätzungen, die vom damaligen Bundesamt für Forstwesen und Landschaftsschutz (BFL) stammten, wurden auch für die Gesamtenergiestatistik fortgeführt.

Seit 1990 wurde der Holzenergieverbrauch zuhanden der Gesamtenergiestatistik über den Bestand der Holzanlagen berechnet. Im Bereich der Stückholzfeuerungen basierte die Berechnung auf einer Modellrechnung, im Bereich der automatischen Feuerungen auf einer Datenbank, in welcher alle Feuerungsstandorte individuell erfasst wurden. Mit dem Anlagenbestand als direkte Eingangsgrösse konnten jeweils im Frühsommer die installierte Leistung, der Holzumsatz und der Energieverbrauch (Endenergie und Nutzenergie) des Vorjahres berechnet werden.

Eine Differenz zu den Berechnungen der Energieperspektiven 2035/2050 des Bundesamts für Energie aus dem Jahr 2005 wies jedoch nach wie vor auf eine Unterschätzung des Holzenergieverbrauchs im Bereich der Haushalte hin. Die Perspektivrechnungen basieren auf den in den Jahren 1980, 1990 und 2000 durchgeführten Wohnungszählungen und auf den dabei ermittelten, mit Holz beheizten Energiebezugsflächen. Seit 2005 werden die beiden Berechnungsverfahren miteinander kombiniert. Der Holzenergieverbrauch wurde rückwirkend seit 1980 revidiert und deutlich angehoben.